Hannover sucht die Baumspitze

Am 9. April 2005 hat die Greenpeace-Gruppe Hannover umweltinteressierte Bürger zu einer alternativen Stadtrundfahrt durch Hannover einladen. Zusammen mit 10 Hannoveranern sind zehn Greenpeace-Aktivisten von Regenwaldhaus in Hannover zu drei Baumärkte und Lifestyle-Geschäften via Straßenbahn gefahren, um ihnen Gartenmöbel zu zeigen, deren Holz aus Urwaldzerstörung stammt. In den Geschäften fordern Stadtrundfahrer und Greenpeacer gemeinsdam die Geschäftsführung der Läden auf, sich für den Verkauf von ökologischem FSC-Holz in ihren Filialen einzusetzen.

Hintergrund
Im Dezember 2004 hat Greenpeace vor dem Regenwaldhaus in Hannover den Baumstumpf eines riesigen Urwaldbaumes aufgestellt, um die Zerstörung der letzten Urwälder aufzuzeigen. Mit einer alternativen Stadtrundfahrt unter dem Motto Hannover sucht die Baumspitze hat die Greenpeace-Gruppe Hannover auf eine der Ursachen für die Urwaldzerstörung hingewiesen: den Verkauf von Gartenmöbeln aus Holz, die aus Urwaldzerstörung stammen.

Gartenmöbel werden oft aus Tropenholz hergestellt, weil dieses Holz sehr witterungsbeständig ist. Vier Fünftel des in Deutschland verkauften Tropenholzes wurden illegal gefällt oder stammen aus Raubbau an den letzten Urwäldern der Erde. Jedes Jahr wird eine Urwaldfläche von bis zu 150.000 Quadratkilometern zerstört – das ist alle zwei Sekunden die Größe eines Fußballfeldes! In Urwäldern leben 70 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten. Diese Artenvielfalt ist bedroht, wenn der Raubbau an den Wäldern nicht aufhört. Lesen Sie dazu bitte auch unseren Flyer und die Pressemitteilung.

Eine Stadtrundfahrt der anderen Art
Am 9. April 2005 hat die Greenpeace-Gruppe Hannover Umweltschützer und interessierte Bürger zu einer alternativen Stadtrundfahrt eingeladen. Auf dem Programm stand der Besuch von Möbelgeschäften und Baumärkten, die Gartenmöbel aus Holz anbieten, das aus Urwaldzerstörung stammt. Die Stadtrundfahrt startete vor dem Regenwaldhaus in Hannover, wo den 15 Teilnehmern anhand des Baumstumpfes erklärt wurde, welche Folgen der Kauf von Gartenmöbeln ohne Ökosiegel haben kann: In Indonesien, im Amazonas oder in Sibirien bleiben durch den Raubbau an den letzten Urwäldern nichts als Kahlschläge und Baumstümpfe übrig, wo einst ein einzigartiger Lebenraum war.

Mit der Straßenbahn ging es dann zur zweiten Station: zum Life-Style-Geschäft Butlers – direkt am Kröpke. In dem Geschäft werden neben bunten Artikeln für Haus und Garten auch mehrere Holzprodukte aus Urwaldzerstörung angeboten. Die Gartenmöbel sind aus Nyatoh-Holz hergestellt. Dieses Tropenholz gibt es heute noch nicht als Plantagenholz. Damit war für Greenpeacer und Stadtrundfahrt-Teilnehmer klar: Butlers verkauft Holz aus Urwaldzerstörung. Die Geschäftsführung verwies – auf unsere Anfrage hin – an ihre Zentralverwaltung. Sie hätten, so hieß es, keinen Einfluss auf die Produkte, die in ihren Filialen verkauft werden.

Weiter ging die Tour nach Linden: zum Baumarkt Poco. Auch hier werden Gartenmöbel aus Urwaldholz zu Schnäppchenpreisen angeboten: aus Nyatoh und Bangkirai. Gartenmöbel mit dem FSC-Siegel führen sie hingegen nicht.

Den Abschluss der Stadtrundfahrt bildete ein Besuch des Life-Style-Ladens Strauss auf der Liste Meile. Auch hier waren Gartenmöbel aus Nyatoh-Tropenholz sowie aus Teakholz ohne Ökosiegel im Angebot. Auch hier kam von der Geschäftsleitung nur der Hinweis, man hätte keinen Einfluss auf die Herkunft der Ware. Man würde aber die Kritik der Verbraucher und Greenpeacer an die Zentrale weiterleiten, hieß es.

Ein Anruf bei der Strauss-Zentrale Wochen später zeigte aber, dass unsere Beschwerde nicht ihren Weg hierher gefunden hat. Die Wünsche der Verbraucher werden hier scheinbar nicht ernst genommen.

Erfolg für Greenpeace: Butlers gibt nach!!!
Die Life-Style-Ladenkette Butlers hat sich bereits am 12. Mai nach den ersten Gesprächen mit Greenpeace bereit erklärt, ab 2006 nur noch FSC-Holz oder undenkliche Ware in ihren Läden anzubieten. Die Geschäftsleitung sagte zu, dass sie aus den nicht-zertifizierten Tropenholz-Gartenmöbeln zur nächsten Saison aussteigen werde und nur noch auf undenkliche Angebote wie z.B. Robinie, Esche oder Buche setzen will. Allerdings muss noch geklärt werden, was Butlers unter unbedenklicher Ware versteht.

Ergebnis
Die alternative Stadtrundfahrt kam bei den Teilnehmern sehr gut an. Viele waren geschockt, in welchen Läden überall Holz aus Urwaldzerstörung angeboten wird. Auch die Kunden der Möbelgeschäfte reagierten zum Teil empört über die schlechte Firmenphilosophie der Möbelläden. Die Begründungen der Geschäftsleitungen von Butlers, Poco und Strauss überzeugten die Teilnehmer ganz und gar nicht. Fazit: So eine Stadtrundfahrt sollte häufiger angeboten werden.