20 Jahre Tschernobyl – immer noch 20 % Atomstrom!

Am 20-jährigen Tschernobyl-Jahrestag, den 26. April 2006, protestierte die Greenpeace-Gruppe Hannover vor dem enercity-Café in der Innenstadt gegen den regionalen Stromanbieter. Denn der Energie-Mix von enercity inhaltet heute noch rund 20 Prozent Atomstrom. Angesichts der großen Gefahr, die von Atomenergie ausgeht, fordert Greenpeace die Stadtwerke auf, zukünftig auf Atomstrom zu verzichten.

Hintergrund
Am 26. April 1986 explodierte der Atomreaktor in Tschernobyl. Hunderttausende Menschen wurden verstrahlt. Rund 90 000 werden an Krebs sterben. Die gesundheitlichen Folgen der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl vor 20 Jahren sind viel weitreichender als bislang angenommen. Das belegt ein Bericht, den Greenpeace am 18. April in Kiew, Amsterdam und Berlin veröffentlicht hat. Daraus geht hervor, dass die Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) mit 4.000 Toten ein zu harmloses Bild zeichnen. Der Report fasst viele bislang im Westen nicht berücksichtigte Studien – unter anderem aus dem russischen Sprachraum – zusammen.

In Deutschland scheint die nukleare Katastrophe in Tschernobyl vergessen: Denn der Atomstromanteil bei den Stadtwerken, die unter der Marke enercity firmieren, ist seit 1986 von 13 auf 20 Prozent angestiegen anstatt zu sinken. Dies ist seit der Stromkennzeichnungspflicht auf der Rechnung jedes Stromkunden abzulesen.

Angesichts der großen Gefahr, die von Atomkraftwerken ausgeht – durch Atomunfälle, Terroranschläge, das ungelöste Problem der Endlagerung und die Gefahr vor Missbrauch des Urans für Atomwaffen – und den verheerenden Folgen, die eine Verstrahlung haben kann, fordert Greenpeace, umgehend auf Atomenergie zu verzichten. Denn es gibt heute bereits sichere Alternativen. Der Atomausstieg der ehemaligen rot-grünen Regierung muss weiter durchgesetzt werden.

Kein grüner Strom für Hannover: Enercity hat 20 Prozent Atomstrom
Die Greenpeace-Gruppe Hannover protestierte am 20-jährigen Tschernobyl-Jahrestag gegen enercity und fordert die Stadtwerke auf, zukünftig auf Atomstrom zu verzichten.

20 Jahre Tschernobyl – immer noch 20 Prozent Atomstrom bei enercity stand auf dem gelben Banner, mit dem zehn Aktivisten der Greenpeace-Gruppe Hannover am 26. April 2006 direkt vor dem enercity-Café in der Innenstadt demonstrierten. Denn der Energie-Mix der regionalen Stromanbieters inhaltet heute noch rund
20 Prozent Atomstrom.

Mit einem großem schwarzen AKW-Holzmodell und gelben Giftmüll-Fässer machten die Greenpeacer auf sich aufmerksam. An die Passanten verteilten sie Flyer, die über scheinbar ökologische Stromangebote bei enercity aufklärten.

Wie weit ist Tschernobyl entfernt? 1385 Kilometer scheinen viel. Doch das nächste AKW in Grohnde ist mit 45 Kilometern nur einen Katzensprung entfernt. Auch deutsche Atomkraftwerke sind nicht sicher: Denn hierzulande hat es bereits zahlreiche Störfälle gegeben, wie im AKW Biblis im Jahr 1987, in Grohnde 1996 oder im AKW Unterweser 1998.

Greenpeace fordert daher, alle Atomkraftwerke so schnell wie technisch möglich abzuschalten und die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) umzuwandeln: Sie soll nicht länger die zivile Nutzung der Atomkraft fördern, sondern den weltweiten Ausstieg aus der Atomkraft beaufsichtigen. Für einen Weg in eine Zukunft ohne Atomenergie.

Vor der Marktkirche gemeinsam gegen Tschernobyl
Ab 16.30 Uhr verlagerten die Greenpeacer ihren Standort vor die Marktkirche in Hannover, bei der eine große Gedenkveranstaltung anlässlich der Jahrestages von Tschernobyl stattfand. Zusammen mit weiteren Umweltverbänden und namenhaften Politikern protestierten die Greenpeacer gegen Atomkraft und informierten die Hannoveraner Bevölkerung über ihren unökologischen regionalen Stromanbieter.

Ergebnis
Trotz einer Gegen-Informationsveranstaltung von enercity konnte Greenpeace zahlreiche Bürger über den hohen Anteil von Atomstrom bei enercity informieren. Viele Passanten waren darüber sehr überrascht und empört, stellt sich enercity in der Öffentlichkeit doch als umweltfreundliches Energieunternehmen dar. Dies ist bei einem Atomstromanteil von 20 Prozent nicht haltbar. Innerhalb von sechs Stunden wurden über 1.000 Flyer verteilt.