Stromnetzplan zementiert zentrale Strukturen, Energiewende geht anders!
Ein Kommentar der hannöverschen Greenpeace Energie-AG. Der jetzige Stromnetzplan der Bundesregierung und Bundesnetzagentur geht davon aus, dass mehrere tausend Kilometer an neuen Stromtrassen gebaut werden müssen, damit die Energiewende erfolgreich durchgeführt wird.
Diese enormen Ausbauanstrengungen des Netzes basieren auf fragwürdigen Vorzeichen. Wieder einmal fußen Annahmen auf den bisherigen Strukturen einer zentralen Energieversorgung mit unflexiblen Großkraftwerken.
Es sollen Fakten geschaffen werden, die eine wirkliche nachhaltige Energiewende verhindern. Es geht aber auch anders, Kernpunkte hierfür sind der Ausbau einer dezentralen Versorgung auf Basis der Erneuerbaren Energien. Mit dem jetzigen Plan werden die regionalen Potentiale der regenerativen Stromerzeugung zu wenig berücksichtigt.
Es liegt doch auf der Hand. Stromerzeugung ist dann am günstigsten, wenn der erzeugte Strom auch vor Ort verbraucht wird. Hier schlummern riesige Möglichkeiten, um nachhaltig bezahlbaren Strom zu erhalten, gekoppelt mit einer regionalen Wertschöpfung. Werden diese regionalen Potentiale konsequent vorangetrieben, werden die Stromtransporte über längere Distanzen deutlich weniger werden.
Besonders im Süden Deutschlands bestehen durch die hohe Anzahl von Sonnenstunden erhebliche Möglichkeiten zum Ausbau der Erneuerbaren Energien, vor allem der Photovoltaik (gute Einstrahlungsbedingungen) sowie der vor allem im Winter wichtigen Windenergie (ebenfalls gute Windstandorte auf exponierten Standorten). Bislang hat die Politik hier aber keine Rahmenbedingungen geschaffen, den Süden dezentral mit Erneuerbaren Energien versorgen zu können. Ganz im Gegenteil werden diese Chancen durch die Kürzung der EEG-Beihilfen für die Photovoltaik in geringerem Umfang genutzt.
Zweifelsohne erfordert eine wirkliche Energiewende mit einer schwerpunktmäßig dezentralen, erneuerbaren Ernergieversorgung Anpassungen des bisherigen Stromnetzes. Nur: Die Erzeugung und der Verbrauch müssen gezielter aufeinander abgestimmt werden. Maßnahmen hierzu sind ein intelligentes Last- und Erzeugungsmanagement, neue Speichertechnologien (z.B. Windgas) und dezentrale, netzgekoppelte Energiesysteme. Dieser Umbau ist seit langem bekannt, wurde aber von den Netzbetreibern und auch von der amtierenden Bundesregierung offensichtlich bewußt verzögert. Es geht hier um den Machterhalt der etablierten Stromkonzerne und die Verhinderung einer dezentralen, regionalen Stromversorgung.
Die amtierende Bundesregierung bräuchte nur beim Umweltbundesamt nachzufragen. Dort liegt eine umfassende Studie vor, die die positiven Effekte einer dezentralen Energieversorgung heraushebt und beschreibt, dass der aktuell geplante Netzausbau in diesem Umfang nicht notwendig ist. Veröffentlicht soll die Studie jedoch erst Ende des Jahres werden, wenn die energiepolitischen Entscheidungen längst getroffen wurden.