Niedersachsen gegen Gentechnik-Unterricht

Klare Ansage: 79 Prozent der Niedersachsen lehnen den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen ab. Zudem gehen 65 Prozent der Befragten davon aus, dass eine landesweite Einrichtung von Gentechnik-Laboren in Schulen zu einseitigem Unterricht führen würde. Dies hat eine repräsentative forsa-Umfrage ergeben, die im Auftrag von Greenpeace durchgeführt wurde.

Greenpeace erinnert die Koalitionsparteien anlässlich der Sondierungsgespräche an ihr Wahlversprechen, eine ökologische und gentechnikfreie Landwirtschaft zu fördern. Die unabhängige Umweltschutzorganisation fordert die Parteien SPD und Grüne auf, das Schulprojekt HannoverGEN zu stoppen. Die flächendeckende Einrichtung des Gentechnik-Unterrichts plante die nun abgewählte Landesregierung.

„Die niedersächsische Bevölkerung möchte nicht, dass ihre Kinder in der Schule einseitig und unsachlich zum Thema Agrogentechnik unterrichtet werden“, sagt David Petersen, Gentechnik-Ansprechpartner von Greenpeace Hannover. „CDU und FDP haben jahrelang eine einseitige Politik zugunsten der Agrarindustrie betrieben. Die Interessen von Verbrauchern und bäuerlicher Landwirtschaft haben sie ignoriert.“ Bislang haben über 6.000 SchülerInnen die HannoverGEN-Labore an vier Schulen in der Region Hannover seit Projektbeginn 2008 besucht.

Nur 26 Prozent der Bevölkerung glaubt an sachlichen Unterricht in Gentechnik-Laboren

Das forsa Institut stellte 1.006 Menschen vom 4. bis 21. Januar 2013 in Niedersachsen folgende Fragen: „Wie stehen Sie generell zu dem Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in Niedersachsen?“ und „Glauben Sie, dass die Schüler durch die Einrichtung dieser Labore ausgewogen und sachlich über das Thema Gentechnik informiert werden oder teilen Sie die Befürchtung, dass der Unterricht zu einseitig ausgerichtet wird?“ Lediglich 26 Prozent der niedersächsischen Bevölkerung glauben, dass die Schüler ausgewogen und sachlich über das Thema Gentechnik informiert würden.

Gentechnik-Schulprojekt HannoverGEN: Viel Geld für einseitige Ausrichtung

Das Modellprojekt HannoverGEN geriet immer wieder massiv in die Kritik. Eine Analyse der Schulmaterialien belegte 2012 die Einseitigkeit des Projektes. Laut der Hintergrundstudie verharmlose HannoverGEN Risiken und diffamiere Kritiker der Gentechnik. Bislang hat die Landesregierung trotz wiederholter Anfrage von Greenpeace eine Stellungnahme verweigert.

Anstatt dessen plante die Landesregierung flächendeckend die landesweite Ausweitung der Gentechnik-Labore. Greenpeace liegen Planungsunterlagen vor, denen zufolge das Projekt über 13 Millionen Euro kosten würde. Statt das Geld in eine ausgewogene und umfassende Bildung zu stecken, sollte Gentechnik in der Landwirtschaft mit Steuermitteln hoffähig gemacht werden. Die neue Landesregierung muss umsteuern“, fordert Petersen, „Wir erwarten von der SPD und den Grünen, das skandalöse Projekt HannoverGEN und dessen landesweite Ausdehnung zu stoppen.“

Hintergrund: Das Schul-Modellprojekt „HannoverGEN“ ist Ende 2008 unter dem damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) an vier Stützpunktschulen in der Region Hannover gestartet. Dort sind entsprechende Gentechnik-Labore (S1-Stufe) eingerichtet worden. Federführend ist das niedersächsische Landwirtschaftsministerium. Das Projekt verursachte bisher Kosten von über eine Millionen Euro. Im Frühjahr 2013 sollte über eine Ausdehnung des Projekts mit einem Budget von möglicherweise über 13 Millionen Euro entschieden werden. Demnach würden aus Steuergeldern in 50 niedersächsischen Schulen schrittweise entsprechende Labore eingerichtet. SPD, Grüne, Linke und die Piratenpartei lehnen HannoverGEN sowie eine Ausweitung klar ab. Die FDP behält sich eine Prüfung vor. Lediglich die CDU spricht sich weiterhin uneingeschränkt für HannoverGEN aus.

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