10 Jahre Fukushima

Vor 10 Jahren geschah in Fukushima der SuperGAU: Nach einem schweren Erdbeben und anschließendem Tsunami kam es in Fukushima in Japan zu gleich DREI Kernschmelz-Ereignissen in den Reaktorblöcken des Kernkraftwerks Fukushima Daiichi, wobei die erste Kernschmelz-Kettenreaktion nach jüngeren Untersuchungen wohl schon vor dem Tsunami durch die Erdbebenschäden startete, nicht erst durch die Tsunami-Überschwemmung der tief plazierten Notstromaggregate. Dass nicht der Großraum Tokyo mit weit über 50 Millionen Einwohnern evakuiert werden musste, war nur pures Glück – der starke Wind hatte rechtzeitig gedreht und trug weit über 95% des Fallouts auf das Meer hinaus.

Ursache der Reaktorkatastrophe war hierbei nicht nur das seltenere extrem starke Erdbeben und der dadurch verursachte starke Tsunami, sondern ebenfalls das auch in der europäischen Nuklearbranche extrem verbreitete und quasi ideologisch verankerte fahrlässig falsche Sicherheitsgefühl im Umgang mit Nukleartechnik und Störungsrisiken, welches bei der hochsensiblen Kernfissionstechnik schnell katastrophale Auswirkungen haben kann.

In Deutschland war diese Nuklearkatastrophe ein Weckruf: In Baden-Württemberg gewannen die Grünen die Landtagswahl und die CDU/FDP-Bundesregierung, die kurz zuvor noch den rot-grünen Kernkraft-Ausstiegsplan schamlos aufgekündigt hatte, sah sich genötigt, den Atomausstieg erneut vorzunehmen. Es folgten AKW-Spontanstillegungen auch zur Sicherheitsüberprüfung, welche hohe Entschädigungsforderungen der Kernkraftwerksbetreiber und Energieriesen ermöglichten. Hier steht zumindest der Vorwurf im Raum, dass die Entschädigungsforderungen durch „vorsätzlich“ fehlerhafte und unzureichende Verfügungen zur Stilllegung in Kauf genommen wurden und eigentlich vermeidbar waren.

Inzwischen ist die insgesamt vom Mining, Refining über Aufbereitung, Energieerzeugung bis zur großteils ungelösten Zwischen- und Endlagerung betrachtet hochtoxische und auch durchaus stark CO2-emittente Fissions-Kernkraft trotz höchster Subventionen (Schadens-/Risikoversicherugen für KKWs unversicherbar, trägt daher Steuerzahler) die mit Abstand teuerste und unrentabelste Form der Energieerzeugung.

Trotzdem versucht die Nuklearia-Lobby im Rahmen der Klimakrise, die Kernkraft faktenwidrig als klima- und umweltfreundliche Alternative grünzuwaschen und gern als einzige Klimaschutzlösung darzustellen.

Jedoch:

  1. ist Kernkraft nicht CO2-neutral und schon gar nicht umweltfreundlich.
  2. sind die bestehenden Kernkraftwerke zu alt und oft werkstoffwissenschaftlich zu ‚marode‘, um einen längeren Weiterbetrieb verantworten zu können und
  3. dauert die Neuerrichtung neuerer ggf. „sicherer“ KKWs Jahrzehnte: Sprich, bis erste neue, gern „noch-nicht-existente-Wundertechnik“-KKWs in Betrieb gehen würden, müsste die Energiewirtschaft längst zu 100% dekarbonisiert sein. Dies aber geht in der notwendigen Umsetzung und Geschwindigkeit erwiesen nur durch 100% regenerative, erneuerbare Energieerzeugung – natürlich mit entsprechender Sektorenkopplung und dezentraler Speicherinfrastruktur, welches mit heutigen Mitteln schon umsetzbar ist.

Jeder Euro, der noch in Nicht-Erneuerbare-Energien wie Kernkraft gesteckt wird, der dient nachweislich in jedem Fall nur dazu, den notwendigen zügigen Ausbau der Erneuerbaren Energien zu behindern und so das Erreichen der Vorgaben des für alle Staaten verbindlichen(!) Pariser Klimaschutzabkommens von möglichst 1,5°C, jedenfalls deutlich unter 2°C Klimaerhitzung unmöglich zu machen.

Und in einer >+4°C-Welt, die ohne weitere Maßnahmen schon 2100 erreicht sein kann, ist ein Überleben der Menschheit und der Zivilisationen in der heutigen Form extrem unwahrscheinlich bis unmöglich. Dies zu verhindern und die rechtzeitige erneuerbare Energiewende zu ermöglichen, dafür setzen wir von Greenpeace (Hannover) uns ein – gerade am 10. Jahrestag von Fukushima – knapp 35 Jahre nach Tschernobyl.

Text: UHS