1,5 Grad heißt: Lützerath bleibt
Nach der Bundestagswahl 2021 hat die Ampelkoalition erklärt, dass sie die fünf Dörfer Unter- und Oberwestrich, Keyenberg, Berverath und Kuckum erhalten möchte. Dies ist zwar lediglich eine politische Willenserklärung, zeigt aber, dass der Protest gegen die Kohleförderung und für eine Erneuerbare Energieversorgung und eine damit einhergehende Eindämmung der Klimakrise wirkt.
Aktuell ist jedoch in den Kohlerevieren in Nordrhein-Westfalen mit Lützerath ein weiteres Dorf akut vom Abbaggern bedroht. Neben den direkten Folgen für Anwohner:innen und Natur vor Ort ist der Erhalt von Lützerath noch aus einem weiteren Grund von entscheidender Bedeutung. Alle im Bundestag vertretenen demokratischen Parteien Deutschlands haben sich 2021 in ihren Wahlprogrammen – zumindest auf dem Papier – für ein Ziel bekannt: Sie wollen die Erderhitzung auf 1,5 °C begrenzen.
Um den dafür notwendigen Beitrag Deutschlands zu leisten, muss die Kohle unter Lützerath laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Boden verbleiben [1]. Inzwischen bestätigt eine weitere Kurzstudie, dass es „weder eine energiewirtschaftliche Notwendigkeit noch eine klimapolitische Rechtfertigung für die Inanspruchnahme noch bewohnter Dörfer am Tagebau Garzweiler II“, inklusive Lützerath, gibt [2]. Trotzdem zieht sich die Ampelkoalition aus ihrer Verantwortung und lässt die Gerichte über den Erhalt Lützeraths entscheiden. Eine für Anfang Januar angekündigte Entscheidung des OVG Münsters wurde kurz vor Weihnachten verschoben.
Ursprünglich war am 8. Januar 2022 eine Großdemo in Lützerath geplant. Aufgrund der sich anbahnenden Omikron-Welle wurde stattdessen dezentral an vielen Orten demonstriert. Wir haben die an der Abbruchkante von Garzweiler II liegende symbolische 1,5°-Grenze in Miniatur nach Hannover gebracht, denn auch hier bedroht die durch RWE mit Verbrennung von Kohle angeheizte Klimakrise den Planeten, die Tiere und Menschen. Ein Kurzvideo der Aktion findet ihr auf unserem Twitterauftritt: https://twitter.com/Greenpeace_H/status/1479810450984480770?s=20
Wir erwarten mit Spannung die Entscheidung des OVGs in Münster und fragen uns: Wann reagiert die Ampelkoalition?
[1] https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.819609.de/diwkompakt_2021-169.pdf
[2] https://coaltransitions.org/publications/kohleausstieg-2030-auswirkungen-fur-den-tagebau-garzweiler-ii-und-den-erhalt-von-lutzerath/
© Text und Foto: Greenpeace Hannover