Kein Brot in Tank und Trog!
Zurzeit herrscht weltweit ein Mangel an Getreide, der dazu führt, dass die Preise steigen und noch mehr Menschen hungern, als in vergangenen Jahren. Das hindert uns aber nicht daran, den Großteil der heimischen Getreideernte für Viehfutter zu verwenden und einen weiteren großen Anteil zu „Bio“kraftstoffen zu verarbeiten.
Um dieses widersinnige Handeln zu rechtfertigen, argumentiert die Agrarlobby oft, dass der sogenannte „Futterweizen“ gar nicht für die menschliche Ernährung geeignet, bzw. nicht backfähig sei. Diese These wollte Greenpeace Deutschland nicht einfach so stehen lassen, schließlich unterscheiden sich die verschiedenen Weizenarten nicht etwa durch einen unterschiedlichen Einsatz von Pestiziden oder Ähnlichem, sondern lediglich durch einen geringfügig unterschiedlichen Proteingehalt.
Ziel war also, zu zeigen, dass man auch aus Futterweizen Brot backen kann. Kurzerhand wurden 5 t Futterweizen gekauft und gemahlen. Ein Bäcker wurde schließlich mit der Aufgabe betraut, Brot daraus zu backen und das Ergebnis war überzeugend. Das fertige Brot war praktisch nicht von solchem aus ‚normalem‘ Mehl zu unterscheiden.
Genau diese Brote – liebevoll als „Rettungsbrote“ bezeichnet – haben wir am 15.10.2022 in der hannoverschen Innenstadt an Passanten verteilt. Zeitgleich fand die Aktion noch in gut 20 weiteren Städten in Deutschland statt. Das Urteil fiel dabei durchweg positiv aus: Schmeckt gut! Natürlich wollten wir nicht bloß Brot verteilen, sondern haben bei dieser Gelegenheit auch gleich Unterschriften für unsere Forderungen gesammelt, die wir an den Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, weitergeleitet haben:
- Koordination des internationalen Getreidehandels durch die Vereinten Nationen.
- Sofortige Beendigung der Beimischung von Biokraftstoffen zu Benzin und Diesel.
- Den Abbau der Tierzahlen in der deutschen Landwirtschaft vorantreiben und dadurch den Bedarf an Futtermitteln reduzieren.
Besonders die Verwendung von essbarem Getreide als Kraftstoff ließe sich kurzfristig beenden, zumal die vermeintliche CO2-Einsparung durch diesen nachwachsenden Rohstoff in Wirklichkeit eine Mogelpackung ist: Zwar werden aktuell in Deutschland jährlich ca. 9 Millionen Tonnen CO2 durch diese Beimengungen eingespart, wenn man jedoch die dafür notwendige Fläche gar nicht landwirtschaftlich nutzen, sondern stattdessen renaturieren würde, könnten hier jedes Jahr ca. 16 Millionen Tonnen CO2 gebunden werden. Das – von Teilen unserer Regierung verschmähte – Tempolimit würde übrigens seinerseits je nach Ausgestaltung bis zu 7,5 t CO2 pro Jahr einsparen.
Die Reduzierung des Tierfutterbedarfs lässt sich natürlich nicht ganz so schnell umsetzen. Umso wichtiger ist es aber, hier schleunigst die Weichen für eine erhebliche Reduzierung des ‚Nutztier‘-Bestandes zu stellen. Immerhin bringt der übermäßige Konsum von Fleisch und Tierprodukten nicht nur gesundheitliche Risiken mit sich, sondern führt auch zu riesigen ökologischen Problemen – nicht nur hierzulande, sondern auch beispielsweise in der Amazonasregion.
An unserem Infostand gab es viele interessante Gespräche und auch viel Zustimmung, sodass unser Vorrat an Unterschriftenkarten schon lange vor dem Brotvorrat erschöpft war. Auch das gute Wetter trug dazu bei, dass es eine gelungene Aktion war. Weiterführende Informationen gibt es hier: https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/landwirtschaft/anbau/aktion-rettungsbrot
Bilder: Fabian Willers